Gedanken zum Auslandstierschutz

 

Ich denke, solange wir Tomaten und Orangen aus Spanien essen, solange wir Käse und Wein aus Frankreich kaufen und solange wir Kiwi, Bananen und Co. über die Meere schippern und durch die Lüfte fliegen lassen, solange brauchen wir uns nicht zu rechtfertigen, wenn wir Hunde aus dem Ausland nach Deutschland vermitteln.

Solange es Lebendtransporte für Pferde, Kühe, Schweine, Puten gibt, die nur der Subventionen wegen unter unsäglichen Bedingungen transportiert werden und schlimme Qualen für die Tiere bedeuten, solange wir im deutschen Zirkus Elefanten, Löwen und Tiger bestaunen, solange brauchen wir uns nicht zu rechtfertigen. Dennoch möchte ich versuchen, die Gründe für den ‚Import‘ von Hunden aus dem Ausland deutlich zu machen, um auch die letzten Kritiker vielleicht doch zum Nachdenken zu bringen.

Oft sind es Familien, die auf der Suche nach dem ‚kleinen oder mittelgroßen Mischling‘ sind, der in Deutschland rar geworden ist, und die in deutschen Tierheimen selten fündig werden.
Leider sind die deutschen Tierheime oftmals voll mit großen Rassen, Listenhunden (sogenannten Kampfhunden), sehr alten Abgabetieren und Problemhunden. Viele Menschen nehmen sich offensichtlich mehr Zeit für die Installation irgendeiner App auf ihrem Smartphone, als auf Probleme ihres Hundes einzugehen und welche Rolle sie selbst dabei spielen.
Es gibt daher also zahlreiche Interessenten für Hunde, die aber in deutschen Tierheimen oft nicht fündig werden … und die vielleicht auch gerne einen Tierschutzhund an ihrem persönlichen wirtschaftlichem Glück, im richtigen Land geboren worden zu sein, teilhaben lassen wollen …

Auf der anderen Seite gibt es unfassbare Tierschutzbedingungen im Ausland.
Massenlager, Tötungsstationen, Tötungen auf offener Straße, Quälereien und vieles mehr. Es gibt eine unendliche Anzahl an Hunden, die tagtägliches Leid erfahren in Ländern, in denen sie keinen Stellenwert und keine Lobby besitzen, ganz oft auch aus wirtschaftlicher Not heraus.

Es gibt wahnsinnig viele Hunde im Ausland, die dem viel gesuchten kleinen und mittelgroßen freundlichen Familienhund entsprechen und demzufolge in Deutschland sehr schnell ein Zuhause finden.

Wäre keine Nachfrage vorhanden, dann käme kaum jemand auf die Idee, Hunde aus Rumänien, Spanien, der Türkei oder anderen Ländern nach Deutschland zu holen. Vielmehr sind wir der Meinung, es wäre sogar absolut schändlich, den Hunden nicht zu helfen.

Mittlerweile dürften dank Internet und anderer Medien jedem, der sich für das Thema interessiert, die zahllosen Bilder und Berichte aus vielen Ländern über die Quälerei und den schrecklichen Umgang mit unseren vierbeinigen Freunden bekannt sein.

Nun soll mir auch nur einer einen vernünftigen Grund nennen, warum wir derart gequälten Kreaturen nicht helfen sollten – wenn wir es doch können. Warum sollen wir sein Leben nicht retten, wenn in Deutschland Menschen darauf warten, ihm ein gutes Zuhause zu geben?

Anstatt sich immer wieder an den unseriösen Aktionen einzelner vermeintlicher Tierschützer, die Tiere ohne ausreichende Impfungen und Papiere nach Deutschland holen, aufzuheizen, sollte man stattdessen doch besser über die zahllosen Vereine und Tierschützer berichten, die mit einem seriösen Einsatz das Leben unzähliger Hunde retten.
Seriöse Vereine sehen ihren Schwerpunkt nicht in der Vermittlung von Hunden aus dem Ausland nach Deutschland, sondern in der Prävention vor Ort. Sie investieren ihre Gelder und Zeit in Kastrationskampagnen und andere Maßnahmen, die das Leid der Tiere langfristig und nachhaltig lindern sollen.

Aber für unzählige von Hunden, die bereits in einem der völlig überfüllten „Tierlager“ unter schrecklichsten Bedingungen auf ihre Tötung warten müssen, für unzählige Streuner, die bereits geboren sind und die keinen Lebensraum finden, kommt die Prävention zu spät.

Und soll es nun ein Verbrechen sein, sich auch um diese Hunde zu kümmern, die in ihrer Heimat keinerlei Chancen auf ein  Leben haben?
Soll es ein Verbrechen sein, diese Hunde seriös in deutsche Familien zu vermitteln, wenn die Nachfrage offenbar vorhanden ist?
Wir denken nicht!

Ich denke, Kritiker sollten sich vielmehr hierauf konzentrieren als auf die Frage, ob es grundsätzlich Sinn macht, die Hunde nach Deutschland zu holen. Denn diese Frage stellt sich keinem Tierfreund, der auch nur ein einziges Mal gesehen hat, welchen Stellenwert unsere Freunde in manchen Ländern haben und wie verzweifelt sie sind, sich ihrem schrecklichen Schicksal fügen zu müssen. Wer über diese Qual und dieses Leid untätig hinwegsehen kann, nur weil die Hunde das Pech hatten, im falschen Land geboren zu sein, der hat sicherlich seine Fähigkeit verloren, mit anderen Lebewesen mitzufühlen.

 

 

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